Der Weg in die Gynäkologie

Es ist ein langer Weg von der Entscheidung, Gynäkologin/ Gynäkologe zu werden, bis zur endgültigen Umsetzung. Mit der Hochschulreife (und einem entsprechenden Schnitt) und der Zulassung zum Medizinstudium (schon dieses Glück haben zur Zeit nur etwa ein Fünftel der Bewerber für einen Studienplatz) liegen vor den zukünftigen Ärztinnen zunächst zwölf Semester im Studiengang Medizin. Wer das erfolgreich mit dem Ersten Staatsexamen abschließt, erhält seine Approbation und darf den Titel „Arzt“ tragen – Voraussetzung dafür, dass mit der Facharztausbildung in Gynäkologie begonnen werden kann.

„Frauen sind die netteren Patienten“
– Hubert S., Gynäkologe

Spezialisierung in der Medizin: Facharztausbildung in Gynäkologie

Hierzu braucht man erstens eine Weiterbildungsstelle, bei der man die Tätigkeit als Assistenzarzt– auch als Arzt in Weiterbildung bezeichnet – ausübt, während man sich zeitgleich im Rahmen der Facharztausbildung in einem ärztlichen Fachgebiet wie der Gynäkologie spezialisiert. Diese Spezialisierung dauert weitere fünf Jahre und umfasst verschiedene Bereiche wie Geburtshilfe, Diagnostik oder Onkologie, wobei im Laufe der Facharztausbildung eine Spezialisierung auf einen bestimmten Bereich erfolgt. Nach der Weiterbildung wird der Facharzttitel erworben und man darf sich Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe bzw. Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe nennen. Nun erfolgt– endlich! – der „richtige“ Einstieg in den Beruf, wobei ja die praktische Arbeit durchgängig Teil der Ausbildung ist.

Faszinierende Vielfalt: Herausforderungen in der Gynäkologie

Die Berufsmöglichkeiten nach dem Medizinstudium sind vielfältig, insbesondere im Bereich der Gynäkologie: Einerseits ist sie der Bereich der klassischen Frauenheilkunde, deckt also alles ab, was weibliche Körper von männlichen unterscheidet; andererseits muss die Gynäkologin/ Gynäkologe auch speziell den schwangeren und schwanger werden wollenden Frauenkörper im Blick haben – bis hin zur operativen Geburtshilfe. Nicht zuletzt deshalb ist die Frauenheilkunde und Geburtshilfe auch als chirurgisches Fach anzusehen: Ein Kaiserschnitt stellt einen komplexen operativen Eingriff dar, der enormes Fachwissen erfordert. Aber auch die Entfernung von Gebärmutter und Eierstöcken kann im Falle einer akuten Erkrankung notwendig sein; Tumore in der Gebärmutter oder schmerzhafte Entzündungen (Endometriose) können einen operativen Eingriff ebenso erforderlich machen wie der Wunsch nach einer Sterilisation.

In den letzten Jahren ist überdies das Thema Kinderwunschbehandlung in vielen Praxen und spezialisierten Kliniken von wachsender Bedeutung. Hier werden die Möglichkeiten immer vielfältiger, Schwierigkeiten bei der Elternwerdung zu behandeln oder zu überbrücken – und die damit verbundenen Kenntnisse und Fähigkeiten der Mediziner immer komplexer.

Für ganz konkrete Einblicke in den Behandlungsalltag lesen Sie unser Interview mit Kathrin, um mehr über ihre Erfahrungen und Einsichten als Gynäkologin zu erfahren.

Spezialisierungen in der Gynäkologie

  • Allgemeine Gynäkologie: Fokussiert auf die allgemeine Gesundheitsversorgung von Frauen, einschließlich Vorsorgeuntersuchungen, Diagnose und Behandlung gynäkologischer Erkrankungen.
  • Geburtshilfe: Spezialisiert auf die Betreuung von Schwangeren, die Geburtsleitung sowie die Versorgung von Mutter und Kind nach der Geburt.
  • Gynäkologische Onkologie: Konzentriert sich auf die Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen des weiblichen Fortpflanzungssystems, wie z.B. Eierstock-, Gebärmutter- oder Gebärmutterhalskrebs.
  • Reproduktionsmedizin und Endokrinologie: Beschäftigt sich mit Unfruchtbarkeit, Hormonstörungen und assistierten Reproduktionstechniken wie IVF (In-vitro-Fertilisation).
  • Urogynäkologie: Spezialgebiet, das sich mit Problemen des weiblichen Harntrakts und Beckenbodens beschäftigt, einschließlich Inkontinenz und Beckenbodenprolaps.
  • Minimal-invasive Chirurgie: Einsatz von Techniken wie Laparoskopie oder Hysteroskopie für chirurgische Eingriffe mit minimaler Belastung für die Patientin.
  • Senologie: Fokus auf Erkrankungen der Brust, einschließlich Brustkrebsdiagnostik und -behandlung.
  • Pränatalmedizin: Spezialisiert auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen und Komplikationen während der Schwangerschaft.

Karrierewege in der Gynäkologie: Vielfältige Möglichkeiten

Gynäkologinnen/ Gynäkologen arbeiten in großen Kliniken und in speziellen Brustzentren, sie können selbständig als niedergelassene ÄrztInnen tätig werden oder sich in der Forschung auf spezielle Problematiken der Frauenheilkunde und Geburtshilfe spezialisieren. Mehr über den persönlichen und beruflichen Werdegang in der Gynäkologie erfahren Sie in unserem Interview mit einer Fachärztin.

Voraussetzungen für den Beruf sind neben jenen, die auch ein Allgemeinmediziner mitbringen sollte, ein besonderes Einfühlungsvermögen und hohe Stressresistenz. Oft stehen sehr intime bzw. persönliche Themen im Fokus der Behandlung, und Vertrauen und ein besonderes, psychologisches Fingerspitzengefühl sind deshalb besonders wichtig sind. Nicht immer ist allein medizinisches Fachwissen gefragt, insbesondere wenn es um Fragen der hormonellen Veränderung oder der gesamten Lebenssituation geht. Die Fähigkeit, gut zuhören und kommunizieren zu können, Geduld und Empathiefähigkeit sind deshalb in diesem Bereich besonders wichtig.

Zukunftsperspektiven: Berufschancen in der Gynäkologie

Die Berufsaussichten für Gynäkologinnen/ Gynäkologen sind übrigens sehr gut, und auch für diejenigen, die selbst in der Familienplanung engagiert sind, bietet sich ein Tätigkeitsfeld an: Zahlreiche niedergelassene Praxen insbesondere im ländlichen Raum bieten sich an, und auch die großen Kliniken haben in Zeiten steigender Kaiserschnittraten und wachsenden Bedarfs an Kinderwunschbehandlungen Interesse an qualifiziertem Nachwuchs.