Interview mit einer Leiterin kfm. Projektabwicklung

Geschlecht: weiblich
Arbeitet als: Leiterin kfm. Projektabwicklung (NGO)
Alter: 36 Jahre

 

1. Was macht eine Leiterin der kfm. Projektabwicklung?

Ich arbeite bei einer Non-Governmental Organization (NGO) im Bereich des Umweltschutzes. Dort leite ich den Bereich, der für die gesamte kaufmännische Begleitung und Abwicklung der Naturschutzprojekte zuständig ist. Neben der Leitung des Teams, umfassen die Aufgaben die finanzielle und administrative Begleitung von Projektleitern und deren Projekten die entweder von öffentlichen Mittelgebern finanziert werden (z.B. EU, Bund, Land) oder von privaten Gebern (Unternehmen, Spenden).  Dazu gehört u.a. die  Budgetplanung (sowohl einzelner Projekte, als auch der Fachabteilungen), die  Vertragsgestaltung mit Externen (Dritten) und Partnern aus dem internationalen Netzwerk, Sicherstellung der korrekten Mittelverwendung von Zuwendungen (öffentliche Mittelgeber)  und Spenden, das Projektcontrolling (Plan/Ist Analysen, Hochrechnungen, Liquiditätsplanung), Mitwirken bei der Jahresabschlusserstellung der Organisation sowie eine enge Zusammenarbeit mit den inhaltlich zuständigen Referenten in Deutschland als auch mit den internationalen Netzwerkpartnern auf administrativer Ebene.

 2. Wann wussten Sie, dass Sie einmal diesen Beruf ergreifen würden?

Ich habe eigentlich erst während meines ersten Jobs nach dem Studium, der im Bereich der Akquise und Abrechnung von Fördermitteln angesiedelt war, gemerkt, dass mir diese Tätigkeit viel Spaß macht. Dass ich gerne im Non-Profit Bereich arbeiten wollte, war mir allerdings schon vor dem Studium klar.

3. Wie verlief die Ausbildung?

Ich habe nach dem Abitur noch nicht gewusst wohin und nach einem Jahr im Ausland erst einmal ein auf ein Jahr angesetztes Praktikum im Hotel begonnen, nachdem mir aber relativ schnell klar wurde, dass es das nicht ist, habe ich mit dem Studium der Soziologie, BWL und Anglistik angefangen – ohne genau zu wissen wohin die Reise gehen wird. Während des Studiums habe ich dann durch verschiedene Studentenjobs festgestellt, dass ich gute organisatorische Fähigkeiten habe und mir auch kaufm./administrative Tätigkeiten nicht schwer fallen. Allerdings war zunächst mein Ziel im Bereich Fundraising/Marketing zu arbeiten. Durch meinen ersten Job in einer Forschungseinrichtung wo ich mich um die Akquise und administrative Abwicklung von Förderprojekten kümmerte, habe ich mich dann im Rahmen verschiedener Fortbildungen und learning by doing erst auf den kaufmännischen und zuwendungsrechtlichen Bereich spezialisiert.

4. Welche Inhalte oder Themen haben Ihnen in der Ausbildung, vorher in Schule und Freizeit und jetzt im Beruf besonders viel Spaß gemacht?

Im Studium haben mich vor allem die Bereiche Marketing und alles was in irgendeiner Weise mit kulturellem Austausch und internationaler Zusammenarbeit zusammenhing interessiert. In der Schule haben mir Mathe, Geschichte, Sport und Biologie immer gut gefallen. In meiner Freizeit habe ich mich für den Umweltschutz engagiert und war im Sportverein aktiv. Zudem hatte ich immer ein vielfältiges Interesse an kulturellen Angeboten und sportlichen Aktivitäten. Im meinem jetzigen Beruf macht mir besonders die Mischung von kaufmännischen Tätigkeiten mit dem Natur- und Umweltschutz im internationalem Feld viel Spaß. Der Kontakt mit den inhaltlichen Referenten und somit die Einblicke in andere Arbeitsfelder (z.B. Wiederaufforstung von Wäldern, Klimawandel oder die Thematik der Überfischung der Meere) sowie die Zusammenarbeit mit Kollegen auf der ganzen Welt und das damit einhergehende Kennenlernen von anderen Kulturen bereichert meinen Arbeitsalltag sehr.

5. Wo arbeiten Sie momentan?

In einer NGO die im Natur- und Umweltschutz tätig ist.

 6. Wie verläuft ein typischer Arbeitstag?

Normalerweise lese ich morgens wenn ich ins Büro komme ersteinmal meine Mails. Danach schaue ich welche Tätigkeiten ich an dem Tag bearbeiten muss, d.h. welche Anfragen meiner Mitarbeiter habe ich auf dem Tisch? Welche teamübergreifenden Punkte wie Prozesse etc müssen angegangen werden?  Welche Verträge müssen gemacht werden? Sind noch Abstimmungen zu Verträgen oder Förderanträgen mit den inhaltlichen Referenten zu treffen? Muss ich für die Geschäftsleitung eine Plan/Ist Analyse erstellen  oder andere übergeordnete Aufgaben erledigen? Muss in einem der Projekte ein Mittelverwendungsnachweis erstellt werden? Wenn ja brauche ich Zulieferungen von den internationalen Projektpartnern etc.. Oft gibt es bereits Besprechungsttermine /Teammeetings an denen ich teilnehme und viele nicht geplante Themen und Anfragen von den Kollegen und Vorgesetzten. Normalerweise arbeite ich, da ich einen kleinen Sohn habe, jeden Tag von 8:30- 15/16 Uhr (75% Stelle).

7. Gibt es Routine in Ihrem Beruf? Wenn ja, worin besteht sie?

Es gibt insofern Routinen, als das Vertragsgestaltung, Bearbeiten von  Zuwendungen, und Controllingaufgaben im Grundsatz immer einem gleichen Schema folgen, allerdings gibt es keine tägliche Routine an sich. Jeder Tag birgt neue Herausforderungen, was insbesondere der internationalen Zusammenarbeit geschuldet ist. Der Bereich der Leitung des Teams hat Routine in regelmäßigen Terminen und Besprechungen, ansonten sind Routinen dort eher selten.

 8. Was ist besonders toll an Ihrem Beruf?

Die internationale Zusammenarbeit und das Wissen für eine meines Erachtens sinnvolle Sache zu arbeiten.

 9. Was gefällt Ihnen nicht so gut?

Manchmal können abrechnungstechnische Probleme mit Zuwendungsgebern der öffentlichen Hand wirklich anstrengend sein und einem jeden Spaß an der Sache rauben.

10. Was würden Sie anderen Menschen raten, die Ihren Beruf ergreifen wollen?

Sie sollten ein kaufmännisches Grundwissen haben, aber auch vielfältig interessiert und engagiert in die Welt schauen. Wenn man im kaufmännischen Bereich einer NGO arbeitet, zählt nicht immer nur das Zahlenwerk sondern eben auch andere Faktoren. Dadurch kann die Arbeit manchmal „chaotisch“ wirken, das sollte man ertragen und aushalten können. Die Identifikation mit dem Ziel der Organisation ist im NGO/NPO Bereich meines Erachtens sehr wichtig.