Eine Übersicht für Deine Berufswahl

Trotz gestrichener Eigenheimzulage, steigenden Zinsen und Rohstoffmangel: Der Baubereich wird auch auf lange Sicht ein grundsätzlich krisensicherer Sektor sein und bietet somit eine hervorragende Option für die Berufswahl. Der Wohnraum- und Gebäudebedarf in Deutschland ist ungebrochen groß – ebenso wie die Notwendigkeit, bestehende Gebäude zu sanieren oder umzubauen. Die Veränderungen der Märkte und die neuen technischen Möglichkeiten haben neben den traditionellen einige neue Berufsfelder hervorgebracht. Das Spektrum der Ausbildungsberufe in der Baubranche ist breit und bietet viele Möglichkeiten für eine spezialisierte Berufswahl und darauf aufbauenden Weiterbildungen.

Überblick über Ausbildungsberufe in der Baubranche

Wir stellen im Folgenden einige Ausbildungsberufe im Überblick vor, darunter die „Klassiker“ wie Zimmermann und Dachdecker, aber auch solche Berufe, die erst in jüngerer Zeit an Bedeutung gewonnen haben und zukünftig sicher noch wichtiger werden.

Zimmerer

Wer gern mit Holz arbeitet, sich für Bauen und Konstruieren begeistert und keine Angst vor körperlichen Herausforderungen hat, für den ist der Zimmererberuf das Richtige. Stemmen, sägen, fräsen, nageln, schrauben – die Möglichkeiten, Holz zu bearbeiten, sind so vielfältig, wie die Werkzeuge und Maschinen, die hierfür benutzt werden können – und wie die Bauwerke, die auf diese Weise entstehen können. Zimmerer erstellen Dachstühle und Holzständerwerke, ganze Häuser oder kleine Anbauten. Bei größeren Projekten erstellt der Architekt oder Bauzeichner vorab entsprechende Pläne, aber vieles kann der erfahrene Zimmermann mit seinem Team in Absprache mit anderen Gewerken selbständig planen und bauen.

Zugangsvoraussetzung für eine Ausbildung in einem handwerklichen Zimmereibetrieb ist in der Regel ein Hauptschulabschluss (ESA). In Ingenieurholzbaubetrieben wird häufig auch ein mittlerer Bildungsabschluss erwartet.

Mathematisches Verständnis und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen gehören zum Zimmerer-Beruf dazu – und natürlich handwerkliches Geschick. Höhenangst darf man nicht haben und muss wetterresistent sein, denn ein Zimmerer arbeitet viel im Freien, egal bei welchem Wetter.

Nach bestandener Gesellenprüfung können Zimmerer zum Beispiel eine Weiterbildung zum Polier machen, um die Leitung auf größeren Baustellen übernehmen zu können. Wer sich stattdessen für eine anschließende Technikerausbildung entscheidet, kann zwischen den Fachrichtungen Bautechnik, Holztechnik, Baudenkmalpflege und Betriebswissenschaft wählen. Wer wiederum seinen Meister macht, darf anschließend selbst Lehrlinge ausbilden. Je nach Bundesland wird die bestandene Abschlussprüfung als Zimmerermeister oder Techniker außerdem als Fachhochschulreife oder Abitur anerkannt; ein anschließendes Studium als Ingenieur, Architekt oder in einem ganz anderen Bereich ist also ebenfalls möglich.

Eine Besonderheit der Zimmermannszunft ist das traditionelle Jahr auf der Walz, innerhalb dessen sich der junge Zimmermann eigentlich ausschließlich zu Fuß fortbewegen und durch Arbeit lediglich Kost und Logis verdienen darf – ein legendäres Abenteuer, über dessen Details nichts nach außen dringt.

Die Handwerkskunst der Zimmerer ist Jahrhunderte alt, doch die Nachfrage ist ungebrochen. Klassische Handwerke werden immer gebraucht, denn sie sind weder durch Computer noch durch Akademiker zu ersetzen: Während Ingenieure planen und konstruieren, ist es letztendlich doch immer der Zimmermann, der daraus erst ein Bauwerk entstehen lassen kann.

Dachdecker*innen

Dachdecker/innen versehen Gebäudedächer mit Deckmaterialien, decken Dach- und Wandflächen mit Schiefer, Dachplatten, Schindeln, gewellten Platten, Dachziegeln, Dachsteinen und Blech ein. Sie verkleiden Außenwände und dichten Flächen an Dächern und Bauwerken ab. Sie führen energetische Gebäudemaßnahmen durch, montieren Dachfenster, Dachrinnen und Blitzschutzanlagen und bauen Solaranlagen ein.

Die Arbeit ist abwechslungsreich und findet fast ausschließlich im Freien statt. Körperliche Fitness und die Bereitschaft zur Arbeit im Team sind wesentliche Voraussetzungen – natürlich darf man keine Höhenangst haben und muss schwindelfrei sein. Das sollte bei der Berufswahl als K.o.-Kriterium nicht übersehen werden. Die Ausbildung dauert drei Jahre und kann bei Dachdeckerbetrieben im Handwerk, Wohnungsbaufirmen, Industriebaufirmen oder im Fachhandel absolviert werden. Durch Fort- und Weiterbildung kann, wer möchte, zum Meister/-in, Polier/ -in, Techniker/ -in oder sogar Diplom-Ingenieur/ -in aufsteigen.

Beton- und Stahlbetonbauer*innen

Zu den Aufgaben von Beton- und Stahlbetonbauern gehört die Erstellung von Fundamenten und (Stahl-)Betondecken, der Einbau von Beton- und Stahlbetontreppen, der Einbau von Dämmstoffen in Decken, Wänden, Schächten und Stützen, die Sanierung und Instandhaltung von Beton- und Stahlbetonbauteilen, die Bedienung, Wartung und Pflege von Baumaschinen und Baugeräten, die Erstellung von Aufmaßen und die Prüfung der Arbeitsqualität. Das Einsatzgebiet von Beton-und Stahlbetonbauern ist überwiegend der Hoch- und Fertigteilbau. Auch in Brücken- und Tunnelbauunternehmen gibt es Beschäftigungsmöglichkeiten.

Für ihre Arbeit müssen sie die verschiedenen Baumaterialien, Maschinen und Geräte anfordern beziehungsweise sie transportieren und vorbereiten. Schalungen, also die Formen, in die der Beton gegossen wird, müssen vorbereitet werden; diese können je nach Bedarf aus verschiedenen Materialien bestehen wie Metall, Holz oder Kunststoff. Je nach Schalungstechnik und Schalungszweck muss also das richtige Material gewählt werden, bevor mit dem Aufbringen des Betons begonnen werden kann. Bei der Herstellung von Stahleinlagen im Beton messen, schneiden, biegen und flechten die Fachkräfte den Stahl oder verwenden vorgefertigte Bewehrungsteile. Darüber hinaus gehört es zur Aufgabe des Beton- und Stahlbetonbauers Beton zu mischen und die Betonierung vorzunehmen. Gelegentlich müssen sie angelieferten Transportbeton einbauen. Vielerorts muss der Beton nach der Betonierung nachbehandelt werden.

Stahlbetonbauer*In ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf; körperliche Arbeit im Freien kennzeichnet den Alltag. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Voraussetzungen sind in der Regel mindestens der ESA, vor allem aber das Interesse an praktisch-konkreten Tätigkeiten, handwerkliches Geschick, Körperbeherrschung, ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und mittlere bis gute Kenntnisse in Mathematik.

Baustoffprüfer*innen

Wer gern im Freien unterwegs ist, sich für die Baubranche grundsätzlich interessiert, aber nicht unbedingt die harte körperliche Arbeit sucht, dafür aber wiederum auch gerne mal im Labor tüftelt und am PC sitzt, kann sich im Beruf des Baustoffprüfers wiederfinden. Dieser ist äußerst vielseitig:  Die Hauptaufgabe besteht darin, verschiedene Materialien zu untersuchen, wie beispielsweise: Baustoffe, Bindemittel, Böden oder Recyclingmaterialien.

Diese müssen zunächst als Probe entnommen werden, dabei können auch spezielle Bohrmaschinen zum Einsatz kommen. Gemessen und geprüft wird vor Ort ebenso wie im Labor; dabei kommen die unterschiedlichsten Gerätschaften und Instrumente zum Einsatz, und alle Ergebnisse müssen sorgfältig dokumentiert und bewertet werden.

Da auch nachteilige Ergebnisse offengelegt und kommuniziert werden müssen, benötigt man als Baustoffprüfer*In gewisse Persönlichkeitsmerkmale: Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit sind sehr wichtig, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit erleichtern den Job. Für die Arbeit selbst braucht es handwerkliches Geschick und mathematisches Interesse, auch körperliche Fitness und Durchhaltevermögen sind wichtig.

Die Ausbildung zum Baustoffprüfer dauert drei Jahre und ist in zwei Teile aufgeteilt. In den ersten anderthalb Jahren werden Grundlagen der Laborarbeit wie Messen und Prüfen vermittelt. Danach kann ein Schwerpunkt aus den Bereichen Geotechnik, Mörtel- und Betontechnik oder Asphalttechnik gewählt werden.

Nach der Ausbildung bieten sich verschiedene Anschlussmöglichkeiten im handwerklich-technischen Bereich. Arbeitgeber für Baustoffprüfer*Innen sind Bau- und Umweltämter ebenso wie Ingenieurbüros, in Steinbruchbetrieben oder in Überwachungs- und Forschungsunternehmen.

Betonfertigteilbauer*innen

Ohne fertige Beton-Bauteile geht auf Baustellen kaum noch etwas. Treppen, Wand- oder Deckenelemente, Gehwegplatten, Balkone oder ganze Brückenteile werden vorgefertigt und dann auf der Baustelle montiert. Betonfertigteilbauer stellen die einzelnen Elemente nach Zeichnungen her. Dazu fertigen sie zunächst Schalungen aus Holz oder Stahl an, in die die geeigneten Betonmischungen aus Sand, Kies, Zement und Wasser geschüttet werden. Größere Betonteile müssen besonders stabil sein und enthalten daher Stahleinlagen. Betonfertigteilbauer schneiden, biegen und verlegen die Stahlstäbe. Sie sind aber auch Spezialisten für Bodenbeläge aus Terrazzo. Dieser mosaikartige Fußboden- und Treppenbelag aus Beton und
Naturstein wird von ihnen hergestellt und verlegt. Betonfertigteilbauer werden in einem der beiden Schwerpunkte ausgebildet:  Betonstein und Terrazzo oder Betonfertigteilbau.

Ausbildungsbetriebe und Arbeitgeber sind Betriebe der Beton- und Fertigteilindustrie, des Betonstein- und Terrazzoherstellerhandwerks und andere Betriebe des Baugewerbes.

Voraussetzungen für die Arbeit als Betonfertigteilbauer*In sind körperliche Fitness, die Bereitschaft, bei Wind und Wetter im Freien zu arbeiten, räumliches Vorstellungsvermögen und technisches Verständnis  sowie Teamfähigkeit. An die dreijährige Ausbildung schließen sich Aufstiegsmöglichkeiten als
Industriemeister/-in der Betonsteinindustrie, Beton- und Terrazzoherstellermeister/-in,
Fachrichtung Metall oder Techniker/-in der Fachrichtung Bautechnik an.

Elektroniker*innen

Elektroniker übernehmen je nach Fachrichtung vielfältige Aufgaben rund um die Elektrik. Sie planen elektrische Anlagen nach den Wünschen ihrer Kunden, installieren sie und nehmen sie in Betrieb. Angesichts des hohen Bedarfes an Elektronikern, der durch die immer komplexer werdenden Anlagen in Gebäuden, sogar in Privathaushalten entstanden ist, ist der Beruf des Elektronikers nicht nur überaus vielfältig und abwechslungsreich, sondern auch zukunftssicher: Alle elektrischen Systeme werden von Elektroniker*Innen konzipiert, montiert, gewartet und repariert.

Fachrichtungen für Elektroniker*innen

Elektroniker der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik konzipieren Systeme der Energieversorgung und Gebäudetechnik, installieren Beleuchtungssysteme, elektrische Antriebe sowie Schalt-, Steuer- und
Regeleinrichtungen und nehmen sie in Betrieb. Sie installieren und konfigurieren Kommunikationsanlagen und Datennetze, montieren dezentrale Energieversorgungsanlagen und Notstromgeräte und nehmen auch diese in Betrieb, und sie installieren Gebäudeleiteinrichtungen und vernetzte Systeme, stellen sie ein und stimmen sie aufeinander ab.

Elektroniker der Fachrichtung Automatisierungstechnik konzipieren Automatisierungsanlagen, montieren sie und nehmen sie in Betrieb, installieren Sensoren, Leiteinrichtungen und Steuerungen sowie pneumatische, hydraulische und elektrische Antriebe. Sie optimieren Regelkreise, programmieren Automatisierungssysteme, prüfen automatisierte Systeme und halten sie Instand.

Elektroniker der Fachrichtung Informations- und Telekommunikationstechnik konzipieren Datenübertragungssysteme, analysieren Gefahrenpotenziale und konzipieren sicherheitstechnische Anlagen wie Brand- und Einbruchmelder, Videoüberwachung und elektronische Zutrittskontrollen. Sie installieren auch Kommunikations- und Sicherheitssysteme und nehmen sie in Betrieb, ebenso wie Gebäudeleit- und Fernwirkeinrichtungen. Ihnen obliegt auch die Überprüfung und Instandhaltung von Sicherheits-, Informations- und Telekommunikationssystemen.

Ausbildungsbetriebe und Arbeitgeber sind in der Regel die Betriebe des Elektrohandwerks; wer will, kann sich auch relativ rasch selbständig machen.

Voraussetzungen für den Beruf sind gute Kenntnisse in Mathe und Physik und großes technisches Interesse. Sehr wichtig sind Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein sowie die Bereitschaft, im Team zu arbeiten. Da es nötig sein kann, auf Dächern oder in großen Höhen zu arbeiten, sollte die Bewerber*In nach Möglichkeit schwindelfrei sein.

Grundsätzlich ist keine bestimmte Vorbildung für den Lehrbeginn vorgeschrieben. Die Betriebe erwarten aber oft mindestens den Hauptschulabschluss, viele auch die Fachoberschulreife (MSA), was angesichts der relativ komplexen Inhalte sinnvoll sein kann. Vor dem Ende des zweiten Ausbildungsjahres findet eine Prüfung statt, deren Ergebnis in das Gesamtergebnis der Abschlussprüfung einfließt. Die Ausbildung endet nach dreieinhalb Jahren mit bestandener Gesellenprüfung.

Nach Abschluss der Ausbildung gibt es viele Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung, auch, um sich weiter zu spezialisieren; mögliche Bereiche sind die Leistungselektronik, Messtechnik oder Telekommunikationstechnik. Wer will, kann auch den Elektrotechnikermeister/-in, Kraftwerksmeister/-in Fachrichtung Elektronik/Leittechnik oder den Industriemeister/-in Fachrichtung Elektrotechnik anschließen. Nach dem Besuch einer Fachoberschule ist das Studium an einer Fachhochschule möglich, zum Beispiel als Diplomingenieur der Elektrotechnik.

Fazit: Ausbildungsberufe in der Baubranche sind eine attraktive Option

  1. Stabilität und Sicherheit: Die Baubranche ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, der auch in schwierigen Zeiten gefragt ist. Eine Ausbildung bietet eine gute Grundlage für einen sicheren Arbeitsplatz.
  2. Vielfalt: Es gibt eine Vielzahl von Berufen in der Baubranche, von Handwerker- und Technikberufen bis hin zu kaufmännischen und Planungsberufen. Das bedeutet, dass es für jeden Interessensbereich und jedes Talent eine passende Möglichkeit gibt.
  3. Praktische Arbeit: Die Baubranche ist ein sehr praxisorientierter Bereich, in dem man die Fähigkeiten, die man während seiner Ausbildung erlernt hat, unmittelbar anwenden und weiterentwickeln kann.
  4. Karrierechancen: In der Baubranche gibt es vielfältige Karrieremöglichkeiten, vom Meister bis hin zur Fach- und Führungskraft. Auch die Übernahme oder Gründung eines eigenen Betriebes ist eine Möglichkeit.
  5. Atteaktive Bezahlung: Die Bezahlung in der Baubranche ist in der Regel gut, insbesondere für Fachkräfte. Fort- und Weiterbildungen lohnen sich daher auch finanziell.

Lassen Sie sich von den vielfältigen Karrieremöglichkeiten rund um Haus und Bau inspirieren und starten Sie Ihre Suche nach dem passenden Beruf! Mit unserer Berufsberatung unterstützen wir Sie bei der Entscheidung für den richtigen Weg.