Wenn einer eine Reise tut… Mika ist neunzehn und gerade von einem einjährigen Gap Year in Australien zurückgekehrt.
Braungebrannt sitzt er vor uns und strahlt, wenn er von seinen Erlebnissen erzählt. Land und Leute habe er kennengelernt, sagt er, und eine Landschaft, einfach unglaublich. Er habe eine Auszeit gebraucht nach all der Lernerei fürs Abi und nach zwölf Schuljahren, immer nur der gleiche Trott: Aufstehen, Schule, Pauken, bisschen chillen, dann wieder das Ganze von vorn.
Das Abi? Er grinst, ein bisschen schuldbewusst. Es hätte besser laufen können, wenn er früher angefangen hätte zu lernen und wohl auch ein bisschen mehr gelernt hätte. Aber, sagt er und strahlt wieder, in Australien war das alles nicht mehr wichtig.
Wir fragen Mika nach seinen Plänen, und er zuckt die Achseln. Eigentlich wollte er Medizin studieren, sagt er, aber mit einem Schnitt von 2,4 würde das wohl nichts, zumindest nicht in Deutschland. Stattdessen? Er schweigt.
Das Gap Year in Australien hat ihm Abenteuer beschert, neue Kumpels, ganz bestimmt auch mehr Selbständigkeit – aber es hat ihm nicht geholfen, seinen Weg ins Erwachsenen- und Arbeitsleben zu finden. Nicht einmal sprachlich war es ein großer Zugewinn, denn Mika hat sich wie viele junge Erwachsene in ähnlicher Lage gern mit Gleichgesinnten zusammengeschlossen – den einen, erzählt er und lacht, kannte er schon aus dem Kindergarten, gebürtiger Russe, „der hatte da überall Leute, bei denen wir wohnen konnten“. Essen, wohnen, sogar ein bisschen Geld verdienen konnten sie dort – nur Englisch gesprochen haben sie eben nicht.
(K)eine Pause nach dem Abi
Das Bedürfnis nach einer Auszeit nach dem Schulabschluss haben viele, die das Abitur in 12 Schuljahren erreicht haben. Der straffe Zeitplan, die oft vollgepfropften Terminpläne vieler Schüler erhöhen keineswegs den Ehrgeiz, nach einem nicht weniger straff durchorganisierten und ebenfalls kurzen Bachelor-Studium in möglichst jungen Jahren den ersten Arbeitsmarkt zu betreten. Im Gegenteil ist das Bedürfnis, sich umzuschauen, einmal etwas ganz anderes als schulischen Alltag und häusliche Sicherheit kennenzulernen, bei vielen jungen Menschen nachvollziehbarerweise groß. In der angelsächsischen Bildungstradition hat sich hierfür das Gap Year etabliert, das nichts mit Pause, Chillen oder Auszeit zu tun hat, sondern schlicht die Phase zwischen zwei Lebensabschnitten bezeichnet, das aber damit auch das Bindeglied zwischen diesen Abschnitten darstellt. Es dient der Orientierung über eigene Bedürfnisse und Interessenlagen, und es soll dem Jugendlichen helfen, seinen Horizont insofern zu erweitern, als er die anstehenden Entscheidungen über seine berufliche und private Zukunft auf einer umfassenden Basis und in der Kenntnis einer Vielzahl von Alternativen treffen kann. In dieser Form ist das Gap-Year bei Personalberatern und -managern gern gesehen: Erfahrung und der Nachweis von Engagement in unterschiedlichsten Bereichen machen Bewerber interessant, wobei der Job als Animateurin auf Mallorca nur dann Punkte bringt, wenn man sich auch in der Tourismusbranche bewirbt.
Vielfalt der Möglichkeiten
Es gibt viele Möglichkeiten, ein Gap Year sinnvoll zu gestalten und dabei in allen Bereichen Nutzen aus der „Zeit dazwischen“ zu ziehen. Wer sich unsicher über seine beruflichen Ziele ist, kann in verschiedene Bereiche hineinschnuppern – Praktika gibt es auf der ganzen Welt, und dabei lässt sich durchaus auch hinreichend Freizeit zum Kennenlernen von Land und Leuten einplanen. Wer unabhängig von seinem Berufsziel gerne seinen Bildungshorizont abrunden möchte, kann dies durch Mitarbeit in kulturellen, sozialen oder ökologischen Projekten tun, wie sie durch einschlägige Organisationen angeboten und vermittelt werden. Selbst wer „nur“ seine Sprachkenntnisse aufbessern möchte, sollte gezielt vorgehen und sowohl Zielland (oder Länder) als auch eine Beschäftigung vor Ort sorgfältig auswählen, damit der eigene Wortschatz auch tatsächlich in den für den späteren Beruf relevanten Bereichen aufgebessert wird.
Planung ist das A und O
Es wird deutlich: Ein solches Jahr bedarf, um sinnvoll genutzt zu sein, der sorgfältigen Vorbereitung, und eine fachkundige neutrale Beratung ist dafür unerlässlich.
Zunächst muss eine grundlegende Entscheidung darüber fallen, welchen Schwerpunkt das „Jahr dazwischen“ haben soll: Sollen Sprach- oder Fachkenntnisse erworben bzw. aufgebessert werden, ist das Jahr als Vorbereitung auf den Beruf oder als Ergänzung gedacht, welche Ideen und Ziele sollen umgesetzt oder erreicht werden?Nicht zuletzt sind eine Menge formaler und organisatorischer Aspekte zu beachten: Eine spezielle Krankenversicherung fürs Ausland ist unbedingt notwendig; vielfach wird ein (oftmals teures!) Visum benötigt, und selbst wenn in einem Land nur kurze Zeit gearbeitet wird, können dort Steuern anfallen – kurz, die finanzielle Dimension der Unternehmung ist komplex und oftmals unübersichtlich.
Eine Reihe von Agenturen vermitteln inzwischen und helfen bei der Durchführung einmal gefasster Pläne, doch welche Agentur ist für welchen Plan die richtige? Wer betreut mich nachhaltig und zuverlässig, bei wem halten sich die Kosten im Rahmen, und wer hilft mir, wirklich die richtigen Projekte zu finden?
Mika ist auf eigene Faust nach Australien gereist, das Flugticket hat er zum Abi geschenkt bekommen. Im Laufe unseres Gesprächs ist er nachdenklich geworden. Ja, das Jahr sei toll gewesen, sagt er, aber wenn er vorher zu uns in die Beratung gekommen wäre, dann hätte er es anders angepackt. Vielleicht hätte er dann direkt nach dem Abi auch einfach nur eine tolle Urlaubsreise gemacht und den Rest der Zeit schon mal im Krankenhaus gearbeitet, irgendwo auf der Welt. Ob Medizin wirklich das Richtige für ihn ist, das weiß er nämlich immer noch nicht. Und wo er es mit seinem Abischnitt studieren kann, auch nicht.
Dann holt er tief Luft und strahlt wieder. „Aber deswegen bin ich ja jetzt hier.“
Lassen Sie sich vor einem möglichen Gap Year bei uns beraten. Dann können die nächsten Schritte sinnvoll geplant werden und die Entscheidung für ein Studium oder eine Ausbildung kann in Ruhe getroffen werden. Rufen Sie uns unverbindlich unter der Nummer 030 / 88 62 89 61 an oder schreiben Sie uns eine E-Mail.
Beispiele für ein Gap Year im Inland:
- Bundesfreiwilligendienst (www.bundesfreiwilligendienst.de)
- Friedensdienst (www.friedensdienst.de)
- Freiwilliger Wehrdienst (www.bundeswehrkarriere.de/karriere/freiwilliger-wehrdienst)
- Praktika
- Orientierungsstudium
- TU Berlin (www.mintgruen.tu-berlin.de)
- TU München (www.tum.de/studium/studienangebot/studium-mint oder www.studiumnaturale.wzw.tum.de/index.php?id=2)
- Leibniz Kolleg in Tübingen (www.leibniz-kolleg.uni-tuebingen.de/)
- Uni Witten/Herdecke (www.uni-wh.de/kultur/studiengaenge/orientierungsstudium-kultur-und-gesellschaft/)
- Niedersachsen Technikum (www.niedersachsen-technikum.de)
Beispiele für ein Gap Year im Ausland:
- Europäischer Freiwilligendienst (www.go4europe.de)
- Entwicklungspolitischer Freiwilligendienst (www.weltwaerts.de)
- Internationaler Jugendfreiwilligendienst (www.ijfd-info.de)
- Internationaler kultureller Freiwilligendienst (www.kulturweit.de)
- Au-pair (www.au-pair-society.org)
- Work & Travel
- Auslandspraktika
- Farmarbeit WWOOF (www.wwoof.de)
- Sprachreisen
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