Interview mit einem Opernsänger
Geschlecht: männlich
Arbeitet als: Opernsänger
Alter: 47 Jahre
1. Was macht ein Opernsänger?
Ein Opernsänger studiert Rollen ein, probt diese dann gemeinsam mit anderen erst musikalisch, dann szenisch. Eigenständig frischt er Repertoirerollen auf. Bei Proben kann es auch mal sein, dass man lange herumsitzt, bis man dran ist. Meistens wirkt man abends bei Vorstellungen oder auch Konzerten mit.
2. Wann wussten Sie, dass Sie einmal diesen Beruf ergreifen würden?
Sehr früh. Schon als kleines Kind habe ich immer, wenn Musik gespielt wurde, oder Bühnenstücke im Fernsehen kamen Sehnsucht verspürt. Seit ich fünf Jahre alt war, wusste ich, dass Musik meine Berufung ist. Singen, musizieren, tanzen drücken für mich pure Lebensfreude aus.
3. Wie verlief die Ausbildung?
Mit 6 Jahren hatte ich den ersten Musikunterricht an einer Musikschule. Mit 8 Jahren begann ich, Geige zu spielen, zuerst an der Musikschule, später an der Akademie. Dort war neben dem Instrumentalspiel auch Ensembleunterricht Pflicht, daneben theoretische Fächer wie Musikgeschichte, Gehörbildung, Kontrapunkt, Harmonielehre. Dazu noch Klavier als Nebenfach. Während dieser Zeit habe ich in verschiedenen Orchestern gespielt und an Wettbewerben teilgenommen. Nach der Schule habe ich zunächst Geige studiert, nach zwei Jahren aber zum Gesang gewechselt. Da kommen dann noch weitere Fächer hinzu unter anderem auch z.B. Italienisch und Russisch. Dieses Studium habe ich mit drei Diplomen abgeschlossen: Lied, Oper und Konzertexamen. Nach dem Studium habe ich erst als Solist an verschiedenen Häusern gearbeitet, jetzt bin ich seit fast 10 Jahren im Opernchor eines sehr großen Opernhauses.
4. Welche Inhalte oder Themen haben Ihnen in der Ausbildung, vorher in Schule und Freizeit und jetzt im Beruf besonders viel Spaß gemacht?
- Schule/Freizeit: Musik, daneben: Geschichte, Literatur, Informatik, Physik
- Während der Ausbildung: alle Fächer, die auf der Bühne stattfanden: Tanzen, Fechten, … Daneben: theologische Bücher lesen, Vorlesungen besuchen, Altorientalistik
- heute: die Auseinandersetzung mit Stoffen und Inszenierungen, Politik, Literatur, Theater, kochen
5. Wo arbeiten Sie momentan?
Momentan arbeite ich in einem sehr großen Opernchor.
6. Wie verläuft ein typischer Arbeitstag?
- Vormittags szenische oder musikalische Proben (2-4h lang)
- Abends: weitere Proben oder Vorstellung (3-6h lang)
- Dazwischen: Texte/Musik lernen bzw. auffrischen.
- Im Jahr haben wir ca. 5 Neuproduktionen, dabei muss neben der Musik oft Text in Fremdsprachen gelernt und studiert werden. Dazu kommen ca. 15 Repertoirestücke, die alle regelmäßig gespielt werden.
7. Gibt es Routine in Ihrem Beruf? Wenn ja, worin besteht sie?
Ja, „die Zauberflöte“ – d.h. Stücke, die immer wieder kommen
8. Wie viel Zeit verbringen Sie mit welchen Tätigkeiten
- am Schreibtisch/PC: –
- am Telefon: –
- unterwegs: –
- mit anderen Menschen: 90%
- mit Vorbereitung/Recherche/Literatur lesen: je nachdem. Viel bei neuen Stücken, sonst auch mal längere Zeit nicht.
- Im Probensaal: etwa 2/3 der Zeit
- Auf der Bühne: etwa 1/3 der Zeit
9.Was ist besonders toll an Ihrem Beruf?
Eigentlich alles. Besonders mag ich die Momente, in denen alle sehr konzentriert und gemeinsam arbeiten und in einem Augenblick große Kunst entsteht. Wenn man gemeinsam ganz gegenwärtig ist. Nichts anderes berührt so tief.
10. Was gefällt Ihnen nicht so gut?
Als Solist hat man viel Unsicherheit. Manchmal birgt auch die notgedrungen sehr enge Zusammenarbeit mit einer großen Anzahl von Menschen Konfliktpotential.
11. Was würden Sie anderen Menschen raten, die Ihren Beruf ergreifen wollen?
Tu es nur, wenn du dir wirklich nichts anderes vorstellen kannst.
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