Interview mit einem ScrumMaster

Geschlecht: weiblich
Arbeitet als: ScrumMaster, Studium zum Diplom-Ingenieur Informationstechnik (technische     Informatik)
Alter: 32 Jahre

1. Was macht ein ScrumMaster?

  • Ein ScrumMaster ist ein agiler Coach. Er unterstützt das gesamte Scrum Team – Führen als Dienstleistung – und befähigt das Team, d.h. sein Ziel ist es, ein selbstdenkendes und eigenverantwortliches Team aufzubauen, welchem er hilft motiviert zu bleiben, wenn es Schwierigkeiten meistern muss.
  • Die Aufgaben eines ScrumMasters kann man in fünf große Bereiche untergliedern:
    1. Mentor/Consultant
      1. Ermutigen
      2. Beobachten und Hinterfragen -> für Transparenz sorgen
    2. Performance Coach
      1. Team zu noch effektiverer Leistung führen
      2. Transparenz fördern durch Fördern neuer Denk- und Arbeitsweisen
    3. Conflict Navigator
      1. Konfliktpotentiale erkennen und deeskalieren
      2. Aktive Teambildung fördern
    4. Problem Solver
      1. Beseitigen von Hinternissen
      2. Ermutigen zum Ausprobieren
    5. Teacher
      1. Vermitteln von Scrum Wissen
      2. Scrum im Unternehmen etablieren

2. Wann wussten Sie, dass Sie einmal diesen Beruf ergreifen würden?

Ich arbeitete als Projektleiterin in einem großen Projekt nach klassischem Vorgehensmodell mit all seinen Tücken und lernte beim Kunden das Vorgehensmodell Scrum kennen. Kurz darauf ließ ich mich zum ScrumMaster schulen und sprang ins kalte Wasser, um zwei Teams zu übernehmen.

3. Wie verlief die Ausbildung?

Das Studium war sehr vielfältig und bildete mich sowohl theoretisch als auch praktisch fundiert aus. So standen mir viele Möglichkeiten und Richtungen offen. Eher Elektrotechnik oder Informatik? Eher technisches oder eher strategisches Arbeiten? Auf Grund meiner Interessen und Erfahrungen in Praktika entschied ich mich für die Informatik und arbeitete zunächst eher technisch als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem Fraunhofer Institut. Mir fehlte der direkte Kontakt zu Menschen, sodass ich mich für eine strategischere Arbeit im Bereich des Managements – Projektleitung – entschied. Erst später kam ich “zum” ScrumMaster, da diese Arbeitsweise recht neu ist.

4. Welche Inhalte oder Themen haben Ihnen in der Ausbildung, vorher in Schule und Freizeit und jetzt im Beruf besonders viel Spaß gemacht?

  • Schule/Freizeit:
    Organisation von „Events“, strategisches Vorgehen bei Problemen, allgemeingültige Lösungen für Probleme erarbeiten
  • Ausbildung:
    technische Ausbildung – Verstehen von Zusammenhängen, Ausprobieren von neuen Methoden
  • Beruf:
    Unterstützung von Menschen und Führen als Dienstleistung, sodass man Einfluss, aber keine Autorität hat. Weg von „anweisen“ und hin zu „unterstützen“, denn jeder Mensch ist mündig in seinem Aufgabenbereich.

5. Wo arbeiten Sie momentan? 

Bei einem mittelständischen IT-Dienstleistungsunternehmen für hochwertige eCommerce und Content Management Lösungen als Senior ScrumMaster und Senior Projektleiter. Die Mischung beider Rollen ist besonders interessant

6. Wie verläuft ein typischer Arbeitstag?

Mein Job ist die Kommunikation, daher rede ich viel mit meinen Kollegen und Kunden, nehme viele Termine und Abstimmungsrunden wahr und empfange und schreibe (sehr) viele E-Mails.

7. Gibt es Routine in Ihrem Beruf? Wenn ja, worin besteht sie?

Wenige, denn jeder Tag ist anders, weil Menschen jeden Tag anders sind. Routinen sind aber z.B. tägliche oder wöchentliche Statusmeetings.

8. Wie viel Zeit verbringen Sie mit welchen Tätigkeiten?

  • Am Schreibtisch/PC 20-30%
    i. zur Vor- und Nachbereitung von Terminen, Workshops etc
    ii. Bearbeiten von E-Mails
    iii. Kaufmännische Abwicklungen
  • mit anderen Menschen: 70-80%
    i. Die meiste Zeit persönlich (wenn möglich)
    ii. Per Telefon
  • im Labor/Werkstätten: 0
  • an folgenden Orten:
    Beim Kunden, je nach Projekt alle paar Wochen, wöchentlich, teilweise sogar täglich.

 9. Was ist besonders toll an Ihrem Beruf?

– Dass jeder Tag anders ist, dass ich mit Menschen arbeite, und dass ich wirklich etwas bewegen kann.

 10. Was gefällt Ihnen nicht so gut?

Wenig Planbarkeit im Tagesablauf, sodass bei größeren “Schreibtisch”-Arbeiten wie der Vorbereitung eines Workshops, auch mal die ein oder andere Stunde an den Tag angehängt werden muss.

11. Was würden Sie anderen Menschen raten, die Ihren Beruf ergreifen wollen?

Ich würde jedem empfehlen, vorher ein Praktikum (oder eine ähnliche Tätigkeit) zu absolvieren um in den Beruf hinein “schnuppern” zu können. Auf den ersten Blick erscheinen viele Berufe, auch dieser hier, sehr attraktiv, ein Blick hinter die Kulissen zeigt dann aber auch, dass man nicht nur Interesse für Menschen haben muss, sondern auch mutig und laut sein und vor allem auch viel Gegenwind aushalten können muss.