Tipps zur Vorbereitung auf das Abitur
Nur noch wenige Tage, dann stehen in den meisten Bundesländern die schriftlichen Abiturprüfungen an. Für die meisten bedeutet das: Lernstress, Nervosität, wenig Schlaf, Panik, Versagensängste. Angst vor dem Abi muss aber nicht sein: Wer sich gut organisiert und unsere fünf Tipps beim Lernen für das Abitur beherzigt, der kommt gut durch die Vorbereitungszeit und ist fit für die anstehenden Abiturprüfungen.
1. Gut sortiert für das Abitur lernen
Versuchen Sie nicht, für das Abi in Deutsch, Mathe und Bio hintereinanderweg an einem Nachmittag durchzupauken, das führt zur Verwirrung und Überforderung und vor allem zu dem vollkommen demotivierenden Gefühl, vor einem riesigen, unbewältigbaren Berg an Arbeit zu stehen. Strukturieren Sie die Tage, die Ihnen zur Verfügung stehen, und planen Sie ganz gezielt Lernzeiten, die Einheiten von jeweils 90 Minuten nicht überschreiten sollten (siehe dazu auch den Punkt: Pausen machen!).
Setzen Sie Prioritäten und machen Sie sich fürs Abi Lernen einen Plan:
- Was habe ich noch gar nicht verstanden?
- Wo werde ich viel Zeit und Aufmerksamkeit brauchen?
- Was bedarf einfach nur der Wiederholung?
Stellen Sie jeweils die komplexeste Anforderung in den Mittelpunkt Ihres Lerntages und gruppieren Sie eine, höchstens zwei weniger anspruchsvolle und auch kürzere Einheiten drumherum.
Beispiel für einen Abitur Lernplan:
16.00 – 16.30 Uhr: Wiederholung der Vokabeln zum Korridorthema für die Abiprüfung in Englisch
17.00 – 18.30 Uhr: Intensives Lernen für die Abiprüfung in Mathematik
19.30 – 20.00 Uhr: Wiederholende oder weiterführende Lektüre evtl. abiturrelevanter Texte für die Abiturprüfung in Geschichte, Biologie, Erdkunde o.ä.
Erholung bei der Abivorbereitung nicht vergessen
Daran anschließen sollten Sie einen Spaziergang, eine Sporteinheit oder eine andere Tätigkeit, die explizit nicht primär kognitiv orientiert ist, also auf keinen Fall Computer- oder Handyspiele, Fernsehen oder Lesen. So kann sich der Input des Nachmittages im Gehirn festigen, ohne durch neue Anforderungen überlagert werden, und Sie gewinnen emotionalen Abstand zu dem psychisch belastenden Prüfungsstress. Wenn Sie sich zu einer Runde Sport aufraffen können, bauen Sie zusätzlich Stresshormone ab, was tatsächlich weiterhin dem Lernprozess förderlich ist.
Gehen Sie erst schlafen, wenn Sie sich auch tatsächlich müde fühlen, aber geben Sie dann dem Bedürfnis auch nach. Geistige Tätigkeiten sind anstrengend; bedenken Sie, dass das Gehirn wie ein Muskel arbeitet, der nach intensivem Training auch intensiver Regeneration bedarf, um auf hohem Niveau leistungsfähig zu sein. Vermeiden Sie weitere Lektüre unmittelbar vor dem Einschlafen; wenn Sie sich ablenken wollen, hören Sie lieber Musik, mit der Sie angenehme Gefühle verbinden.
2. Pausen machen
Sie sehen es am Beispiel unseres Muster-Abi-Lernplans: Lernpausen sind wichtig, nicht nur, um die verschiedenen Lernthemen für das Abi sauber voneinander zu trennen, sondern auch, um überhaupt aufnahmefähig zu bleiben. Gestalten Sie diese Pausen aktiv – es ist keine Unterbrechung, wenn Sie am Schreibtisch sitzen bleiben und dreißig Minuten lang auf Ihr Handy starren. Bewegen Sie sich, kochen Sie einen Tee, gehen Sie kurz einkaufen, putzen Sie das Bad – egal welche Tätigkeit sie ohne weitere Beanspruchung Ihres Gehirns ausüben, tragen Sie zu seiner Erholung bei!
Verzicht auf Handy & Co.
A propos Handy: Während der Lernphasen sollten Sie sich zwingen, das Handy weit weg zu lagern und auf keine Nachricht zu reagieren. Wussten Sie, dass selbst ein ausgeschaltetes Smartphone auf dem Schreibtisch die Konzentration stört? Ein Lernprozess hat eine bestimmte Verlaufskurve, und wenn Sie diese durch völlig andere, Sie aber emotional stark beanspruchende Impulse unterbrechen, fällt die Kurve jedes Mal wieder auf Null zurück. Wenn Sie das Gefühl haben, keine 90 Minuten durchhalten zu können, gestatten Sie sich einen Blick aufs Handy zu einer festgesetzten Zeit – ein Blick, der aber eben nicht in eine umfassende Parallelkorrespondenz führen sollte.
3. Verschiedene Lernformen ausprobieren
Haben Sie im Laufe Ihrer Schulzeit herausgefunden, was für ein Lerntyp Sie eigentlich sind? Sonst ist jetzt mit der Abiturvorbereitung der ideale Zeitpunkt gekommen. Manche Menschen haben ein Lesegedächtnis; bei ihnen verankert sich alles Gelesene recht schnell und ohne zusätzlichen Wechsel des Mediums. Für die meisten allerdings ist nach dem Lesen eine Verschriftlichung (am besten in eigenen Worten – dann ist auch das inhaltliche Verständnis gesichert!) notwendig; hierbei ist erwiesenermaßen die handschriftliche Notiz einprägsamer als die maschinell verfasste. Vielleicht sind Sie aber auch jemand, der ein eher anschauliches Gedächtnis hat, dann sollten Sie versuchen, Ihren Lernstoff zu verbildlichen – durch Grafiken, MindMaps, Zeichnungen etc.
Ein guter Weg beim Auswendiglernen ist es, mehrere Sinnesebenen miteinander zu verbinden. Nehmen Sie zum Beispiel Ihre Vokabelkarten mit auf einen Spaziergang und repetieren Sie beim Gehen. Wenn Sie die Möglichkeit haben, kann es zur Sortierung des Lernstoffes auch beitragen, wenn Sie jedes Fach an einem anderen Ort vorbereiten: Deutsch am Schreibtisch, Englisch am Küchentisch, Bio auf dem Sofa. Dann versetzen Sie sich in der Klausur an diesen Ort zurück und aktivieren so das an diesem Ort Gelernte, ohne dass Ihnen die anderen Inhalte „in die Quere kommen“. Genau so wirkt auch die Verknüpfung über olfaktorische und/oder geschmackliche Elemente: Legen Sie beim Biolernen einen Apfel auf Ihren Tisch, an dem Sie von Zeit zu Zeit riechen und von dem Sie natürlich auch abbeißen dürfen; bei Französisch vielleicht Kekse und bei Geschichte eine Tafel Schokolade. Die geschmackliche Erinnerung verbindet sich mit dem kognitiv Aufgenommenen und reaktiviert sie, sobald sie wieder ausgelöst wird.
De gleiche Methode können Sie natürlich auch innerhalb verschiedener Themen eines bestimmten Faches anwenden.
4. Sie sind nicht allein!
Prüfungszeit, egal ob Abitur, Examen oder irgendwelche anderen lebensentscheidenden Herausforderungen, bedeutet immer eine besondere emotionale Belastung, die uns im Umgang mit anderen nicht unbedingt geschmeidig macht. Um so wichtiger ist es aber, dass Sie sich nicht zusätzlich mit sozialen Sorgen belasten, sei es durch Streit mit den Eltern oder Stress mit den Kumpels. Deshalb: pflegen Sie Ihre Kontakte und nutzen Sie sie entweder als Auszeiten vom Prüfungsstress oder als Support: Gemeinsam für das Abitur lernen hilft oft, sowohl bei der Stange zu bleiben als auch den Lernerfolg zu erhöhen, wenn man sich gegenseitig helfen und Probleme miteinander lösen kann. Bilden Sie Arbeitsgruppen, aber achten Sie darauf, dass diese keine Alibifunktion bekommen – Arbeitsgruppen sind nur dann Arbeitsgruppen, wenn darin auch gearbeitet wird. Ein weiterer Zugewinn ist, dass die Pausen dann meist von ganz allein aktiv, emotional inspirierend und nicht kognitiv belastend verlaufen – egal, ob Sie sich Witze erzählen oder gemeinsam kochen, solange Sie in diesen Phasen wirklich Abstand von allem gewinnen können, was mit der Abiturvorbereitung zu tun hat.
5. Der gute alte Spickzettel
Nein, nein, dies ist nicht die Aufforderung zum Schummeln, im Gegenteil. Vergessen Sie nicht, dass Lehrer auch mal Schüler waren und im Regelfall alle einschlägigen betrugsversuche kennen – wenn die eigene Schulzeit schon zu lange zurück liegt, haben sie inzwischen so viel Erfahrung gewonnen, dass sie eben aus diesem Grund nahezu jeden Versuch aufdecken, und das ist immer schlecht für Sie, denn dann ist das Abi erst einmal gelaufen.
Der Rat zur Anfertigung eines guten Spickzettels ist daher ausdrücklich damit verbunden, diesen in jedem Fall ZUHAUSE zu lassen – aber die Anfertigung an sich führt bestenfalls dazu, dass man ihn am Ende gar nicht mehr braucht. Wer nämlich all sein Wissen wieder und wieder verkürzend verschriftlicht, der verinnerlicht es am besten: Sie fangen also am Besten damit an, die Inhalte Ihres Lernordners zunächst auf zwei bis drei Din A 4-Zetteln zu notieren, und zwar in Stichworten. Der nächste Schritt ist die Reduzierung der Notizen auf den Umfang einer A5-Seite, dann ein A6-Kärtchen und so weiter. Im Idealfall ist am Ende unter einem Stichpunkt das Wissen zu einem ganzen Lernkapitel abrufbar – und das Kärtchen brauchen Sie dann ganz bestimmt nicht mehr.
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