Interview mit einem Bühnen-/Kostümbildner-Paar

Geschlecht: weiblich
Arbeitet als: Bühnen-und Kostümbildnerin
Alter: 39

Geschlecht: männlich
Arbeitet als: Bühnen-und Kostümbildner
Alter: 42

 

1. Was macht ein Bühnen-/Kostümbildner?

Entwürfe für Bühnenbilder und Kostüme für Theaterproduktionen, Performances und Filmproduktionen. D.h. Die Ausarbeitung eines Konzepts in Zusammenarbeit mit Regie und evtl. Dramaturgie (beim Film auch Kamera). Die Ideen werden anhand von Modell und/oder Entwurfszeichnungen, bzw. Kostümfigurinen visualisiert. Anschließend erfolgt die technische Planung und die Übermittlung der Ideen an Werkstätten und Technik anhand von technischen Zeichnungen, sowie die Beaufsichtigung der Herstellung.
Im Bereich des Kostüms finden Anproben mit den Darstellern statt. Am Theater verfolgen Bühnen- und Kostümbildner die Proben und reagieren gegebenenfalls auf Änderungen die sich im Verlauf der Arbeit ergeben.
Mit dem ersten Aufbau des Bühnenbildes auf der Bühne, der sog. Technischen Einrichtung, beginnen die Endproben. In dieser Zeit werden die Arbeit der Darsteller, Bühne, Licht, Kostüm, Maske und evtl. auch Musik und Video zur fertigen Aufführung zusammengefügt. Beim Film sind Szenen- und Kostümbildner am Drehort anwesend. Außerdem möglich sind Entwürfe für alle Arten von szenischen Räumen (z. B. Ausstellungen, Messestände, Präsentationen…)
Bei kleineren Produktionen kann es auch möglich sein, dass handwerkliche Arbeiten übernommen werden müssen.

2. Wann wussten Sie, dass Sie einmal diesen Beruf ergreifen würden?

(Sie) »Ich habe schon während der Schulzeit am Theater hospitiert und an meiner Bewerbungsmappe für das Studium gearbeitet. Nach dem Abitur habe ich mich an zwei Hochschulen beworben und die erforderlichen Aufnahmeprüfungen gemacht. Da ich an einer Hochschule angenommen wurde, habe ich gleich mit dem Studium begonnen. Es ist aber auch möglich und sinnvoll erst einen verwandten handwerklichen Beruf zu erlernen oder am Theater zu assistieren und dann zu studieren. Außerdem gibt es viele Quereinsteiger, die entweder nur durch das Assistieren bei einem Bühnenbildner den Beruf erlernen oder auch aus anderen Bereichen z. B. der Architektur kommen.«

(Er) »Ich bin durch Zufall darauf gestoßen. Ursprünglich habe ich eine Fachschule für Innenarchitektur und Möbelbau gemacht und danach als Tischler in einer Werkstatt gearbeitet. Aus Langeweile war ich auf der Suche nach Alternativen und bin durch Zufall über einen Bekannten auf das Studium in Salzburg am Mozarteum gestoßen, mit Mappe hingefahren und die Aufnahmeprüfung gemacht. Während des Studiums war relativ schnell klar, dass das als Beruf in Frage käme.«

3. Wie verlief die Ausbildung?

Der Studiengang Bühnen- und Kostümbild kann sehr praxisorientiert sein oder eher an ein Studium der freien Kunst angelehnt sein, je nachdem, welche Hochschule man wählt. In diesem Fall war es eine ganz gute Mischung, aber doch sehr im Sinne einer grundlegenden Ausbildung, also mit Unterricht in technischen Fächern wie Darstellende Geometrie, Perspektive, Materialkunde, Technisches Zeichen und Modellbau; auf Kostümseite ebenfalls Materialkunde, Kostümgeschichte, -kunde und Schnittzeichnen; dann die theaterspezifischen Fächer wie Dramaturgie und Theatergeschichte; Aktzeichnen, Naturzeichnen, Stillleben und Kostümzeichnen; und dann die künstlerischen Hauptfächer Bühnenbild- und Kostümentwurf und Licht.

4. Welche Inhalte oder Themen haben Ihnen in der Ausbildung, vorher in Schule und Freizeit und jetzt im Beruf besonders viel Spaß gemacht?

Die Beschäftigung mit Räumen jeglicher Art, die inhaltliche Auseinandersetzung mit Texten, mit bildender Kunst und Musik. Dadurch dass der Beruf so breit gefächert ist, beschäftigt man sich ständig mit neuen Themen.

5. Wo arbeiten Sie momentan?

Am Theater und beim Film.

6. Wie verläuft ein typischer Arbeitstag?

Das kommt darauf an, ob man gerade in einer Produktion steckt und dann in welchem Stadium dieser Produktion.
Theater beginnt mit der dramaturgischen Beschäftigung mit einem Text und Gesprächen mit dem/r Regisseur/in. Danach folgt die Entwurfsphase, daraufhin wieder Gespräche mit dem/r Regisseur/in. Die Zeit von Ideenfindung und Entwurf ist sehr individuell – Lesen, Dinge anschauen, Filme, Ausstellungen, etc., Spazierengehen, was auch immer.
Steht ein Entwurf gibt es am Theater das erste Treffen, die sogenannte Bauprobe, bei der die Entwürfe provisorisch 1:1 auf die Bühne gestellt und überprüft werden. Bleibt es dabei müssen diese Entwürfe in Form eines Modells und technischen Zeichnungen meist 14 Tage später bei der technischen Abgabe dem Theater übergeben werden. Dann kommt alles in die Werkstätten. Das alles findet in der Regel 6 Monate vor der Premiere statt, an der Oper können es auch 12 Monate sein. Zum Probenbeginn findet dann auch die Kostümabgabe statt. Proben dauern zwischen 6 und 12 Wochen.
Film: Das Drehbuch nach allen Motiven durcharbeiten und ein ästhetisches Konzept erarbeiten. Dann entscheidet man mit Regisseur/in und Produzent/in welche Motive gefunden und welche im Studio gebaut werden. Anders als am Theater stellt der/die Szenenbildner/in als Head of Department sein Team selbst zusammen, bestehend aus Aussenrequisite und Innenrequisite, Baubühne, Maler und Transport.
Im Moment rechnet man bei einem abendfüllenden Fernsehfilm mit etwa 20 Drehtagen, Kino eher 28. Diese Angabe kann aber sehr stark variieren, weil es aufs Budget ankommt, das auch anders als beim Theater für jede einzelne Produktion erstellt werden muss. Gedreht wird entweder 5 Tage die Woche à 12 Stunden, oder 6 Tage die Woche à 10 Stunden. Und in Wirklichkeit so lange bis alles im Kasten ist.

7. Gibt es Routine in Ihrem Beruf? Wenn ja, worin besteht sie?



Eigentlich kaum, außer, dass man sich an die Abläufe gewöhnt.

8. Was ist besonders toll an Ihrem Beruf?

Sehr abwechslungsreich.
Wenn die Zusammenarbeit zwischen allen Bereichen so funktioniert, dass daraus ein guter Abend entsteht, auf den sich auch das Publikum mit Begeisterung einlässt.

9. Was gefällt Ihnen nicht so gut?

Dass man immer nur soviel wert ist, wie die letzte Arbeit, die man gemacht hat, dass jegliche Sicherheit fehlt, und man am Theater ausser ganz an der Spitze inzwischen kaum noch Geld verdienen kann.

10. Was würden Sie anderen Menschen raten, die Ihren Beruf ergreifen wollen?

Bühnenbild ist keine freie Kunst, sondern funktioniert nur durch die Zusammenarbeit verschiedener Bereiche. Es ist also sehr wichtig, dass man auch bereit ist die eigene künstlerische Arbeit in Frage zu stellen, um zu einem Kompromiss, oder idealerweise zu einer besseren Lösung zu kommen. Außerdem muss man in der Lage sein mit unterschiedlichsten Menschen zu kommunizieren, man ist oft in der Situation Vermittler zwischen Kunst und Technik zu sein. Ganz wichtig ist zudem die Fähigkeit zu netzwerken. Es gibt in diesem Beruf (leider) kaum eine Möglichkeit sich normal zu bewerben.