Interview mit einer Grundschullehrerin

Geschlecht: weiblich
Arbeitet als: Grundschullehrerin
Alter: 31 Jahre

1. Was macht eine Grundschullehrerin?

Eine Grundschullehrerin unterrichtet Schülerinnen und Schüler der 1. bis 6. Klasse. Hauptaufgabe ist  die altersgerechte Vermittlung von Lernstoff und der Ausbau von fachlichen und sozialen Kompetenzen. Grundlage hierfür ist der Lehrplan des jeweiligen Bundeslandes. Die Vorbereitung des Unterrichtes, die Durchführung und die Nachbereitung dessen gehören ebenso zu den Aufgaben einer  Grundschullehrerin, wie außerschulische Aktivitäten, Verwaltungsarbeiten und gesonderte Förderungen lern- und leistungsschwacher Schüler.

2. Wann wussten Sie, dass Sie einmal diesen Beruf ergreifen würden?

Nach dem Abitur habe ich zunächst Germanistik und Anglistik/Amerikanistik studiert. Nach Praktika am Gymnasium und an einer Grundschule stand dann ab dem zweiten Semester fest, dass ich mit Grundschulkindern arbeiten wollte. Daraufhin wechselte  ich in den Studiengang  Deutsch, Englisch und Mathe für das Grundschullehramt.

3. Wie verlief die Ausbildung?

Ich habe Deutsch, Mathe und Englisch auf Lehramt für Grund-, Haupt-,  Real-, Gesamtschule mit dem Schwerpunkt Grundschule studiert und nach acht  Semestern mit dem ersten Staatsexamen abgeschlossen. Darauf folgten die zweijährige praktische Ausbildung im Referendariat und das zweite Staatsexamen.

 4. Welche Inhalte oder Themen haben Ihnen in der Ausbildung, vorher in Schule und Freizeit und jetzt im Beruf besonders viel Spaß gemacht?

Während des Studiums hat mir das Kennenlernen der Methodenvielfalt großen Spaß gemacht, wie auch die Theorien zum Lesen und Schreiben lernen, das entdeckende Lernen und der Englischunterricht. Zuvor waren Deutsch, Mathe und Englisch (neben Kunst und Sport) meine Lieblingsfächer im Gymnasium, sodass ich darauf im Studium gut aufbauen konnte. In meiner Freizeit habe ich seit dem Abitur Kindern im Grundschulalter Reitunterricht erteilt, was mir immer sehr viel Freude gemacht hat. Heute macht mir der Englischunterricht großen Spaß. Es macht mir auch immer wieder Freude, für jedes Kind den richtigen Lernweg, das richtige Material und die passende Methode zu finden, damit jeder bestmöglich lernen kann. Die Entwicklung der Kinder zu sehen und mitzuerleben, welche Freude sie haben, neue Dinge kennenzulernen ist toll. Zu merken wie stolz sie auf ihre Lernerfolge sind bereitet mir ebenso Spaß und ist gleichzeitig Bestätigung und neue Motivation für meine Arbeit.

5. Wo arbeiten Sie momentan?

Ich arbeite an einer kleinen privaten Grundschule in Charlottenburg als Klassenlehrerin der altersgemischten Klasse 1-3.

 6. Wie verläuft ein typischer Arbeitstag?

Mein Arbeitstag beginnt um 8 Uhr. Im Lehrerzimmer bereite ich die restlichen Kleinigkeiten (zB: Kopien)  für den Unterricht  vor, bespreche die Tagesplanung mit meinen Kollegen, informiere mich über aktuelle Anliegen für den Tag und lese die Schul-Emails. Um 8:30 Uhr beginnt der Unterricht mit einem gemeinsamen Erzählkreis, indem ich mit den Kindern den Tag bespreche. Um 9:10 Uhr frühstücken die Kinder und wir Kollegen. Dabei ergibt sich die Möglichkeit, Organisatorisches zu besprechen, was das gesamte Kollegium betrifft. Von 9:30 Uhr bis 10:00 Uhr sind die Kinder in der Hofpause. Wenn ich nicht in der Hofaufsicht bin, bespreche ich mich mit meinen Kollegen im Lehrerzimmer, lese die bearbeiteten Aufgaben der Kinder durch oder erledige anstehende Telefonate mit Eltern, kooperierenden Therapeuten oder dem Jugendamt. Von 10:00 Uhr bis 13:00 Uhr unterrichte ich in meiner Klasse. Nach dem Mittagessen folgt die zweite Hofpause, die ähnlich der ersten abläuft. Von 14:00 Uhr bis 15:00 Uhr ist wieder Unterricht. Einmal in der Woche nehme ich nach dem Unterricht an der zweistündigen Teamsitzung teil. Elterngespräche finden ebenfalls wöchentlich statt und gehen je nach Bedarf bis zu 1,5 Stunden. Nach der Arbeit bereite ich die kommenden Unterrichtsthemen und Reihen vor. Das nimmt unterschiedlich viel Zeit in Anspruch, meist mache ich dies am Wochenende.

 7. Gibt es Routine in Ihrem Beruf? Wenn ja, worin besteht sie?



Routine gibt es in meinem Beruf nur sehr wenig. Zwar geht es mit jedem neuen Jahrgang darum, den Kindern lesen, schreiben und rechnen beizubringen, doch durch die Individualität jedes einzelnen Kindes erfordert es immer wieder neue Ideen und Methoden, um jedem Kind einen erfolgreichen Lernweg zu bereiten.

8. Was ist besonders toll an Ihrem Beruf?

Ich schätze an meinem Beruf die Lebendigkeit und den abwechslungsreichen Umgang mit den  verschiedensten Menschen, den Kindern, Eltern und den verschiedenen Institutionen wie Jugendamt und Therapeuten. Jeder Tag birgt neue Herausforderungen und man ist immer gefordert, flexibel zu handeln. Ich finde es toll, die Entwicklung der Kinder prägen und begleiten zu dürfen und ihre Begeisterung für das Lernen zu unterstützen. Mir macht es Spaß das im Studium und Referendariat erworbene Wissen so anzuwenden, dass es bei möglichst jedem Kind zu erfolgreichen Lernergebnissen führt. Die Lebhaftigkeit und Freude der Kinder ist oft ansteckend, sodass schlechte Laune im Arbeitstag keine Chance hat.

 9. Was gefällt Ihnen nicht so gut?

Nicht so gut gefällt mir, dass der Senat oft nicht genug Geld zur Verfügung stellt, um jedem Kind die bestmögliche Förderung zukommen lassen zu können. Dadurch sind die Fördermöglichkeiten von Seiten des Lehrers oft beschränkt, was leider sehr unbefriedigend ist.

10. Was würden Sie anderen Menschen raten, die Ihren Beruf ergreifen wollen?

Ich kann jedem, der gerne Grundschullehrer werden möchte nur raten, ein umfangreiches Praktikum in einer oder sogar mehreren Grundschulen vor dem Studium zu machen. Um ein guter Grundschullehrer zu sein, ist Authentizität sehr wichtig und die Lehrerpersönlichkeit spielt eine große Rolle im Umgang mit den Kindern und bei dem Führen einer Kindergruppe. So etwas ist schwer erlernbar in einem Studium. Daher halte ich es für sinnvoll, sich vorab in diese Position zu begeben, um für sich heraus zu finden, ob man sich in der Rolle wohl fühlt. Mir macht der Beruf große Freude und durch das direkte Feedback der Kinder bekommt man immer einen tollen Lohn für seine Arbeit.