Gut gelernt ist halb gewonnen

10 Tipps für die erfolgreiche Prüfungsvorbereitung

Die Abschlussprüfungen rücken näher, und egal ob ESA, MSA, Abitur oder Bachelor – vermutlich alle Prüflinge sehen dem großen Tag mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Wir haben ein paar Tipps, wie die Vorbereitung wirklich etwas bringt und wie man auf den letzten Metern nochmal so richtig Schwung holen kann, statt völlig erschöpft ins Ziel zu stolpern:

1. Selbsttests – nicht nur gut gegen Corona

Wer kennt das nicht: Beim Lernen am Schreibtisch schienen alle Vokabeln klar zu sitzen, und sobald der Test vor der Nase liegt, ist alles weg. Das Herz beginnt schneller zu klopfen, die Hände werden schweißig, und da, plupp, ist der fehlende Begriff wieder da.

Der psychische Druck, der durch die Testsituation entsteht, hilft enorm, das Gelernte abrufbar zu festigen, weil er aus der aktiven Anstrengung resultiert, sich an etwas zu erinnern. Diese Anstrengung verankert das Gelernte, und selbst wenn das Ergebnis falsch ist, merkt man sich die richtige Lösung besser, wenn die Verknüpfung durch die testbedingte Aktivierung erfolgt. Dabei ist es natürlich sinnvoll, nicht zu warten, bis in der Schule der Vokabeltest vor der Nase liegt – Selbsttests oder das Abfragen durch Freunde oder Verwandte haben den gleichen Effekt.

2. Das richtige Timing

Wer kurz vor der Prüfung den Kopf mit allem vollstopfen will, was möglicherweise relevant sein könnte lernt weder effektiv noch nachhaltig. Je kürzer der Abstand zwischen Lernen und Wiedergabe, desto rascher verschwindet das Gelernte wieder aus dem Gehirn – schade und ungünstig, wenn es um Inhalte geht, die man vielleicht doch längerfristig im Gehirn verankern wollte.

Eine Faustregel zum effektiven Lernen lautet, den Lernstoff in regelmäßigen Abständen jeweils viermal zu wiederholen (am besten in Form von Selbsttests). Je länger die Fenster zwischen den einzelnen Phasen sind, desto langfristiger verankert sich auch der Lernstoff. Deshalb: Am besten jetzt schon anfangen, Inhalte aufzufrischen, die für die Prüfung sicher relevant sind, aber schon vor ein oder zwei Jahren im Unterricht drankamen!

3. Schlaf macht schlau

Nein, es nützt nichts, während des Schlafens eine CD mit mathematischen Formeln oder der Geschichte der USA abzuspielen. Aber der Schlaf spielt beim Lernen eine entscheidende Rolle: Während des Schlafes reorganisiert sich das Gehirn und arbeitet zum Beispiel daran, einzelne Informationen miteinander – zum Beispiel in Form von Regeln – zu verknüpfen. Insbesondere beim Fremdsprachenlernen ist das ein enorm wichtiger Prozess, aber auch alle anderen Informationen werden im Schlaf prozessiert und so nachhaltig gespeichert. Es muss übrigens kein langer Nachtschlaf sein, der einer Lernphase folgt – auch ein Nickerchen kann den gleichen Effekt haben. Wichtig ist, dass das Gehirn Zeit und Kapazität hat, sich mit der Organisation von Informationen zu befassen – und dabei nicht durch neue Reizimpulse gestört wird.

 4. Eule oder Amsel?

Jeder Mensch hat Phasen des Tages, in denen sein Gehirn besonders aufnahme- und leistungsfähig ist. Wann solche Phasen sind, ist zum einen individuell unterschiedlich, hängt aber auch vom Alter ab: Während Jugendliche oft eher abends so richtig aktiv werden, haben ältere Menschen ihr Leistungshoch tendenziell eher in den Vormittagsstunden. Darüber hinaus besagen Studien, dass das Training sprachlicher Fertigkeiten eher am Nachmittag effektiv ist, während motorische Fähigkeiten erfolgreich abends gefördert werden. Das hängt übrigens auch mit dem Schlafrhythmus zusammen: Der Abstand zu der für das Lernen so notwendigen Ruhephase ist für den Lernerfolg mitentscheidend – und offenbar beim motorischen kürzer als beim sprachlichen Lernen.

5. Laaaangweilig… oder doch nicht?

Es ist viel schwieriger, Dinge zu behalten, die wir als uninteressant empfinden, weil sie vielleicht monoton sind oder nicht unmittelbar anwendbar. Neugier ist hingegen ein entscheidender Aktivator unserer Hirnleistung – wer neugierig ist, erfährt und behält wesentlich mehr Informationen als der stumpf Auswendiglernende. Deshalb: Vermeintlich langweilige Lernstoffe mit Spannendem kombinieren, mit Anekdoten, erstaunlichen Fakten oder lustigen Anwendungsbeispielen. Die müssen nicht mal zum Thema passen (obwohl das nicht schadet!); wichtig ist, das Gehirn in einen aufnahmebereiten und positiven Zustand zu versetzen, in dem es die Suche nach Antworten als lustvoll empfindet. Dann bleiben, ganz nebenbei, auch die langweiligen Formeln besser hängen.

6. Wer (hinter)fragt, gewinnt

Stumpf auswendig zu lernen, was Lehrer oder Wissenschaftler vorgekaut haben – das widerstrebt dem menschlichen Gehirn, das von seiner Anlage her kreativ ist. Lernstoff, den man kritisch befragt, selbst wenn er auf den ersten Blick vollkommen mit den eigenen Überzeugungen im Einklang zu stehen scheint, bleibt hingegen sehr viel besser hängen, selbst wenn es dabei wesentlich um das Widerlegen wissenschaftlicher oder fachlicher Irrtümer geht. Es ist ein bisschen wie mit dem Selbsttesten: Sobald sich das Gehirn ein bisschen anstrengen muss, verarbeitet es die Informationen gleich ganz anders und speichert sie längerfristig. Deshalb lohnt es sich, auch mal woanders nachzulesen, selbst wenn man meint, das Gelernte längst sicher auf der Pfanne zu haben.

7. Von der Hand in den Kopf

Schmerzliche Erkenntnis in Zeiten der Digitalisierung: Handschriftlich Verfasstes gelangt nachhaltiger und sicherer in den Kopf als alles, was man in sein noch so cooles Tablet eingibt. Über das motorische Gedächtnis schreiben sich die Informationen buchstäblich im Gehirn ein, denn jedes Wort, jeder Buchstabe speichert sich als ganz spezielles visuelles, haptisches und motorisches Erlebnis – anders als beim Tippen auf der Tastatur, wo sich jeder Buchstabe gleich anfühlt und die wenigsten so blind schreiben können, dass sie das Wortbild in seinem Entstehen auf dem Bildschirm verfolgen können. Selbst dann ist übrigens ein viel geringerer individueller Bezug zwischen Lernstoff und Lernendem als bei der handschriftlichen Notierung – deshalb: Ganz wichtige Sachen (wie die Einkaufsliste oder den Spickzettel) immer mit der Hand schreiben!

8. Auch mal abschalten

Ganz wichtig: Freie Zeiten einplanen, in denen PC, Tablet, Handy ebenso ausgeschaltet bleiben wie alle Gedanken, die mit Lernen, Prüfungen und Stress zu tun haben. Wer jetzt noch kein Hobby hat, sollte sich eines zulegen, und zwar nach Möglichkeit etwas, das volle Aufmerksamkeit erfordert – Rennrodeln, Puzzeln oder Tischtennis sind prima Tätigkeiten, bei denen man wirklich auf andere Dinge konzentriert bleibt, ohne sich mental zu erschöpfen. Wichtig ist, sich die Energie zurückzuholen, die man beim Lernen lässt, und zwar nicht durch bloßes Ausruhen, sondern durch positive Erlebnisse. Dann lässt sich auch mit neuer Kraft an den Schreibtisch zurückkehren – und es macht auch nichts, wenn das erst am nächsten Tag passiert.

9. Der Masterplan

Auch wenn den einen oder die andere beim Gedanken an die Prüfungen schon die Panik befällt: Noch ist Zeit, die Vorbereitung mit kühlem Kopf zu planen. Statt wie verrückt alte Unterlagen zu zerwühlen und durcheinander Vokabeln, Formeln und die Geschichte Indiens zu pauken, ist es sinnvoller, sich einen richtigen Plan zu machen – mit Priorisierung nach dringend, eilig, wichtig, noch komplett unklar undsoweiter. Pro Tag sollten nicht mehr als zwei verschiedene Fächer in Angriff genommen und die Lernzeit so begrenzt werden, dass niemand am Ende total erschöpft mit dem Kopf auf dem Schreibtisch einschläft. Und wie unter Punkt 2 beschrieben: die regelmäßige Wiederholung bringt mehr als das extensive Pauken. Es ist also super, wenn auf einem großen Kalender parallel zur Schule ein zweiter Stundenplan entworfen wird, in dem Lerntage, Themen, vielleicht auch Treffen mit Lerngruppen genauso wie freie Tage eingetragen werden. Wer sich so vorbereitet, vermeidet das Gefühl, vor einem unüberwindbaren Berg zu stehen, kann sich auf die Pausen und die Abwechslung freuen und auch immer darauf zurückschauen, was schon erfolgreich bearbeitet wurde.

10. Glaub‘ an dich!

Psychologische Studien haben es bewiesen: Die richtige Einstellung zum Lernen ist der Schlüssel zum Erfolg. Wer mit einer Mathe-kapier-ich-sowieso-nicht-Haltung an die Vorbereitung herangeht, kann es fast ebenso gut bleiben lassen – so immens blockiert die negative Grundeinstellung die Aufnahmefähigkeit und -bereitschaft des Gehirns. Wer sich hingegen selbst zutraut, Dinge zu verstehen, wenn er oder sie nur den richtigen Zugang findet, der gelangt zu deutlich besseren Ergebnissen. Ein Effekt, den sicherlich jede/r schon erlebt hat: Schule ist der ideale Trainingsort dafür. Bei Lehrern, die ermutigen und bestärken, leisten wir nicht nur lieber, sondern auch besser als bei solchen, die kontinuierlich daran arbeiten, unser Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten möglichst nachhaltig zu erschüttern.

Aber wie gelingt es, mit einer positiven Haltung zu lernen? Wie überwindet man Selbstzweifel und mangelnde Motivation? Ein einfacher Trick: Mit Selbstläufern anfangen. Auf der Seite www.schlaukopf.de gibt es interaktive Übungen für fast jedes Fach, Klassenstufe, Schulform und Thema. Wer sich motivieren will, arbeitet sich durch die Jahrgangsstufentests ab Klasse 5 oder 6, und spätestens nach dem 3. Durchgang stellt sich ein wohliges Gefühl ein: Toll, was ich alles sicher kann. Damit kann man dann auch die schwierigeren Themen siegesgewiss in Angriff nehmen.

 

Ein nicht ganz offizieller Tipp zum Schluss: Effizienz ist auch eine Tugend. Wenn ich ein Fach überhaupt nicht kann und seit Jahr und Tag damit kämpfe, ist eine Abwägung von Nutzen und Ertrag durchaus sinnvoll. Lohnt es sich, sehr viel Zeit zu investieren, um dann doch möglicherweise nur von 3 auf 4 Notenpunkte zu klettern? Oder investiere ich die gleiche Zeit lieber in Fächer, die mir liegen, mich interessieren und in denen ich mit entsprechendem Aufwand deutlich mehr reißen kann? Eine solche Strategie setzt allerdings ein wenig Rechnerei voraus, denn Unterkurse oder Fünfen darf ich mir nur sehr begrenzt leisten. Aber gezielte Vorbereitung heißt eben auch, den sinnvollen Einsatz von Ressourcen möglichst nachhaltig und effizient zu planen – das ist schließlich wirklich eine Vorbereitung fürs Leben.