Der Countdown läuft …
Der Semesterbeginn steht vor der Tür! Zwar ist es bis zum 1. Oktober, an dem klassischerweise das Wintersemester beginnt, noch ein wenig Zeit, aber es ist durchaus sinnvoll, sich schon jetzt Gedanken darüber zu machen, was am Semesterstart zu tun ist (oder vielleicht auch schon getan sein sollte).
Wer jetzt nervös wird, der darf noch einmal durchatmen. Das Schöne ist: Niemand beginnt allein sein Studium, sondern ist in der guten Gesellschaft von (in der Regel) Hunderten anderer „Erstis“. Diese tauchen genauso aufgeregt und möglicherweise erheblich orientierungsloser an der Uni auf als man selbst, sofern man sich über den Anfang des neuen Lebensabschnitts eben schon rechtzeitig Gedanken gemacht hat.
Erste Schritte an der Hochschule
Das Wichtigste ist, sich möglichst frühzeitig und entspannt einen Überblick zu verschaffen, und das geht sehr gut schon vor Beginn der Vorlesungen: Die wichtigsten Gebäude (Mensa, Bibliotheken, Sekretariate, Labore) kann man schon einmal ganz entspannt anschauen, und wer sich dabei verläuft, der hat diese fast unvermeidliche Erfahrung zum Studienstart dann eben bereits hinter sich.
Hilfreich ist es auch, sich an den noch entspannten Tagen vor dem Vorlesungsstart einmal die Studienordnung zur Hand zu nehmen, um herauszufinden, welche Vorgaben und Regeln es für das gewählte Fach gibt. Das hilft enorm bei der Entscheidung, welche Fächer man am besten belegt, und es klärt darüber auf, welche Leistungen erbracht und welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen, um den Studiengang am Ende erfolgreich abzuschließen.
Dabei tauchen üblicherweise eine Menge Fragen auf, und wer sich vorab schon darum kümmert, diese dem richtigen Ansprechpartner (Fachschaft, Studentenwerk und Studierendensekretariat, Studienberatung, Prüfungsamt oder auch direkt den Professoren) zu stellen, für den ist die Uni am Semesterbeginn nicht mehr gar so anonym, und Zweifel und Unsicherheiten sind dann meist auch nicht mehr so groß.
Dazu sollen auch die Einführungsveranstaltungen beitragen, die man möglichst nicht versäumen sollte. Auch wenn dies keine Vorlesungen im eigentlichen Sinne sind und keine Anwesenheitspflicht herrscht, werden in diesen Veranstaltungen doch wichtige Informationen vermittelt, die man sich andernfalls mühsam selbst zusammensuchen muss. Ein weiterer Vorteil: Hier ist man als „Ersti“ nun wirklich nicht allein, sondern sitzt mitten unter Gleichgestimmten – und knüpft Kontakte, die in der Regel eine ganze Weile erhalten bleiben.
Kontakte sind übrigens (neben anderem) das große Plus jeder Erstsemester- und Fachschaftsparty, die zumeist in den ersten Wochen den Terminplan dominieren und durchaus hilfreich sein können, um sich in der Uni noch besser zurechtzufinden. Hier kommt man auch mit erfahreneren Studenten ins Gespräch und erhält gute Tipps hinsichtlich Veranstaltungswahl, Professorenerwartungen und anderen Insiderwissens.
Ein Ort, an dem man im Studium viel Zeit verbringt und mit dem man sich deshalb – am besten mithilfe einer Führung – vertraut machen sollte, ist die Bibliothek. Natürlich kann man sie auch auf eigene Faust erkunden, aber es spart Zeit und Mühe, sich das System einmal von Fachleuten erklären zu lassen und dann im Anschluss selbstständig zu stöbern. Ungemein hilfreich ist eine Einweisung in das Recherche- und Bestellsystem, falls es sich nicht um eine Präsenzbibliothek handelt – und man erfährt auch gleich, wo und wie man sich eine Bibliothekskarte organisiert.
Das Kartenwesen ist übrigens unser nächstes Stichwort: Manche Unis sind hier ganz fortschrittlich und bieten „eine für alles“, an anderen braucht man Semesterticket, Bibliothekskarte, Studentenausweis, Mensa- und Kopierkarte und möglicherweise noch manche mehr. Die meisten bekommt man nicht automatisch, sondern muss sie beantragen und abholen – es empfiehlt sich, die dafür ausgestellten Belege und Unterlagen zusammen mit allen anderen studienrelevanten Dokumenten (BAföG, Studienbescheinigungen etc.) in einem wohlsortierten System abzuheften, damit man im Ernstfall nicht lang suchen muss, wenn rasch etwas vorgezeigt werden soll. Zudem müssen Accounts und Zugänge für verschiedene Services angelegt werden, auch da empfiehlt sich eine schriftliche Dokumentation. Die besonders gut Organisierten fertigen übrigens von allen Ausweisen Kopien an und heften sie zusammen mit den entsprechenden Unterlagen ab – das erleichtert den Ersatz enorm, falls einmal etwas abhandenkommt.
Übrigens: Mensakarte und Kopierkarte müssen regelmäßig aufgeladen werden; das sollte man im Blick behalten, um nicht in Verlegenheit zu geraten. Denn wenn man sich in der Schlange am Kopierer endlich nach vorn gearbeitet hat und dann nach zwei Kopien finanzbedingt Schluss ist, freuen sich ausschließlich die hinter einem Wartenden.
Unverzichtbar: die Einführungswoche
Zurück zur Praxis: In der Einführungswoche bekommt man in der Regel auch einen Überblick über die Veranstaltungen, die man besuchen sollte oder möchte. Da Uni nicht mehr Schule ist, muss der eigene Stundenplan selbstständig erstellt werden, und hierbei sind zwei Dinge zu beachten: Erstens sollte der Plan nicht zu vollgepackt werden, denn jede Veranstaltung erfordert in der Regel Vor- und Nachbereitung und meist auch einen arbeitsaufwendigen Leistungsnachweis in Form einer Klausur oder eines Referates. Zweitens ist für eine Reihe von Veranstaltungen eine Anmeldung erforderlich, und hier ist im Vorteil, wer schon vor Vorlesungsbeginn einmal ins Veranstaltungsverzeichnis geschaut hat, denn manchmal sind die Fristen kurz, und die Teilnehmerzahl ist knapp begrenzt. Gelegentlich erwarten Professoren einen Nachweis, dass man auch wirklich engagiert am Seminar teilnehmen möchte, und prüfen in einem Vorgespräch, ob die vorausgesetzte Literatur zumindest in Ansätzen bekannt ist – aber keine Angst, das ist bei Erstsemestern wirklich eher die Ausnahme. Anmelden muss man sich übrigens auch für die Teilnahme an Tutorien und für Klausurtermine; hier empfiehlt es sich, sich möglichst schnell für einen der angebotenen Termine zu entscheiden, denn in der Regel ist die Nachfrage groß.
Der Stundenplan kann zwar größtenteils anhand des Vorlesungsverzeichnisses vor der ersten Woche erstellt werden, aber in der Regel bekommt man in den Einführungsveranstaltungen noch wichtige Tipps und Hinweise auf Veranstaltungen, die man unbedingt wahrnehmen, und darauf, welche man besser zunächst weglassen sollte. Sinnvoll ist es, den Stundenplan möglichst so zu legen, dass es wenige Pausen zwischen den Veranstaltungen gibt – vor allem, wenn man nicht zu den Glückspilzen gehört, die ein Wohnheimzimmer direkt auf dem Campus ergattern konnten. Angenehm ist es auch, einen freien Tag komplett ohne Vorlesungen einzubauen; hierfür ist der Freitag beliebt, aber Vorsicht: Manche Professoren, die gern kleine Kurse unterrichten, legen ihre Veranstaltungen bewusst auf diesen Tag – häufig sind das die besten und spannendsten Seminare!
Der Stundenplan sollte sinnvollerweise so gestaltet sein, dass er auch Zeitfenster für Bibliotheksarbeit, individuelles Vor- und Nachbereiten und, ja, auch für Lerngruppen vorsieht – Letztere haben den großen Vorteil, dass Unklarheiten gemeinsam, aber doch selbstständig beseitigt werden können; die Verabredung zum Lernen hilft zudem über Motivationsschwächen hinweg. Ein weiteres Plus von Lerngruppen: Man kann den Inhalt der Veranstaltung aufteilen und beispielsweise einzelne Zusammenfassungen anfertigen, von denen am Ende jeder profitiert.
Studienorganisation von Anfang an
Uni ist nicht Schule, Bologna hin oder her. Das heißt für den Studienanfänger, dass er sich vor allem im Hinblick auf eines umstellen muss: Er oder sie muss die neue Freiheit zu nutzen wissen. Keiner gängelt mehr, aber es kommt auch keiner, um den „Ersti“ an Vorlesungen, Meldefristen, Klausuren oder Referate zu erinnern. Und es klingelt keiner an der Zimmer- oder Wohnheimtür, um den orientierungslosen Zugezogenen zu einem Kneipenbummel abzuholen – zumindest nicht, wenn er oder sie sich nicht zuvor aktiv um Kontakte bemüht hat. Das große Stichwort heißt Eigeninitiative: Jeder oder jede muss die für ihn oder sie relevanten Dinge selbst organisieren und kann sich nicht darauf verlassen, dass jemand anders sich darum kümmert. Das gilt für Finanzen, Stundenplan, Sportprogramm, Ernährungs- und Schlafgewohnheiten ebenso wie für die Studieninhalte: Die Professoren bieten lediglich die Möglichkeit, Zugang zu Wissen und Lerninhalten zu finden, doch jeder ist selbst dafür verantwortlich, diese Möglichkeit zu nutzen.
Initiative zeigen kann sich übrigens auch noch anders äußern: Wer gern Dinge bewegen möchte und sein Studium nicht nur im Rahmen des eigenen Fachs aktiv gestalten will, der tut gut daran, sich in der Hochschulpolitik oder in einer studentischen Initiative zu engagieren. Das sieht außerdem im Lebenslauf gut aus, denn wer mitbestimmen will, zeigt Einsatzbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein – eher jedenfalls als der, der sich passiv durch die Semester treiben lässt. (Selbst das Treibenlassen führt übrigens nicht selbstverständlich weiter: Nach jedem erfolgreich absolvierten Semester muss man sich bei der Uni zurückmelden, und zwar – natürlich! – wieder einmal innerhalb einer bestimmten Frist. Das Formular dazu erhält man mit den Studienunterlagen zum Anfang jedes Semesters, sofern es nicht online erfolgen kann.)
Last, but not least: Studieren soll auch Spaß machen, und zwar wirklich nicht zuletzt. An jeder Uni gibt es unzählige Angebote, wie man seine Freizeit großartig und abwechslungsreich gestalten und dabei sogar kontinuierlich und zugleich ganz nebenbei die eigenen Bildung erweitern kann: Von Theater über Chor oder Orchester bis zum Hochschulsport und zu politischen Initiativen kann alles ausprobieren, wer offen und interessiert an allem Neuen ist. Und ab und zu darf auch ein Kneipenbummel sein – denn schließlich wusste schon Euripides, dass dort, wo der Wein fehlt, auch der Reiz des Lebens stirbt. Da sollte man sich auch von Wladimir Putin nicht abhalten lassen, der bekannte, er „habe vielleicht in der Universität nicht das allermeiste gelernt“, weil er „in der Freizeit viel Bier getrunken habe“ – er hat es ja immerhin trotzdem noch zu etwas gebracht.