Die Qual der Wahl

Ausbildung…

Die Vorteile einer Ausbildung sind vielfältig. Wer sich für diesen Weg entscheidet, vor dem liegen zwei bis dreieinhalb spannende Jahre, die einen direkten Einstieg ins Berufsleben bedeuten. Bereits vom ersten Tag der Ausbildung wird die eigene Arbeit vergütet – üblicherweise steigt das Auszubildenden-Gehalt von Jahr zu Jahr an und ist in vielen Lehrberufen schon im ersten Jahr durchaus reell. Wer die Ausbildung direkt an die Schullaufbahn anschließt und zielstrebig absolviert, kann schon sehr jung voll ins Berufsleben einsteigen und hat damit sehr gute Perspektiven, denn Fachkräfte sind und bleiben auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Wer nicht in seinem Ausbildungsbetrieb bleiben und dort aufsteigen will, kann sich vielfältig umorientieren: Vom Wechsel in ein anderes Unternehmen über Fort- und Weiterbildungen mit dem Ziel der Selbständigkeit bis hin zum Anschluss eines Studiums ist fast alles möglich.

Grundsätzlich zeichnet sich die Ausbildung im Gegensatz zum Studium durch ihre Praxisnähe aus: Vom ersten Tag an gibt es „richtig was zu tun“, Azubis sind in den meisten Betrieben von Anfang an voll in den Arbeitsalltag integriert. Zumeist durchläuft man in den Lehrbetrieben verschiedene Abteilungen und lernt somit das gesamte Unternehmen kennen. Die Chancen auf einen Job sind mit einer guten Ausbildung ganz gleich in welchem Bereich sowohl im deutschen als auch im internationalen Arbeitsmarkt gut, und die Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung sind überaus vielfältig. Angefangen bei den Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen selbst über die berufsbegleitende Weiterqualifikation bis hin zum anschließenden Studium ist alles möglich. Wer an eine gut abgeschlossene Ausbildung noch seinen Meister oder den Techniker anschließt, erwirbt damit sogar einen Abschluss, der dem Bachelor gleichwertig ist und kann unter bestimmten Umständen noch ein Master-Studium anschließen.

Studium

Ein Studium bietet einem verbreiteten Vorurteil zufolge die vermeintlich bessere langfristige berufliche Perspektive mit klassischerweise besseren Verdienstmöglichkeiten für Akademiker:innen in Deutschland. Das hängt allerdings sehr stark davon ab, in welchem Bereich man studiert bzw. seine Ausbildung macht und in welcher Weise man schließlich beruflich tätig wird: Ein selbständiger Handwerksmeister beispielsweise steht dem studierten Ägyptologen im Hinblick auf Einkommen und Arbeitsmöglichkeiten sicher nicht nach.

Ein Pluspunkt des Studiums ist, dass man nach dem Abitur eben nicht direkt in das Berufsleben einsteigen muss, sondern sich gezielt und „in Ruhe“ auf die berufliche Karriere vorbereiten kann. Umso wichtiger und schwieriger ist daher die Auswahl des Studiengangs, denn eine falsche Wahl ist teuer und zeitraubend. Das Studium bietet auf den ersten Blick mehr Freizeit als die Ausbildung, doch ist die zumeist gut gefüllt: Nur ein Teil der Studieninhalte wird in Seminaren und Vorlesungen vermittelt, ein erheblicher Teil muss aber eigenverantwortlich und selbständig erarbeitet werden. Wer also Probleme hat, seinen Tagesablauf zu strukturieren und sich zum Lernen zu motivieren, der sollte besser die Ausbildung mit ihren klaren Vorgaben zu Arbeitsablauf und -anforderungen wählen.

Hinzu kommt, dass das Studium finanziert werden muss. Sinnvoll ist es, sich einen Nebenjob zu suchen, der mit dem Studium oder dem späteren Berufsziel in möglichst enger Verbindung steht – ein Job als HiWi oder in einem Unternehmen, in dem man vielleicht mal einsteigen möchte. Die Möglichkeit, einen Teil des Studiums im Ausland zu absolvieren, bietet die Ausbildung übrigens auch. In beiden Fällen gilt es nur, vorher genau abzuklären, ob und welche Inhalte in Deutschland anerkannt werden.

… oder ein Zwischending? Das duale Studium

Im sogenannten dualen Studium werden Ausbildungselemente in einem Betrieb mit einem Studium an einer Hochschule verbunden. Diese sehr gute Variante wird in Deutschland immer beliebter, weil sie Praxis und Theorie sinnvoll vereint. Im Praxisteil wird der Azubi in Arbeitsabläufe und Abteilungen eines Unternehmens eingeführt, in den Theoriephasen an der Hochschule theoretische Kenntnisse erworben, die dann wiederum direkt im Betrieb umgesetzt werden. Diese Variante ist inzwischen bei allen Beteiligten ziemlich beliebt, denn sie hat nicht die Nachteile des reinen Studiums (hohe Eigenverantwortung, keine Vergütung) und bietet mehr und komplexere Chancen als die reine Ausbildung. Aber Achtung: Sie ist sicher auch die arbeitsintensivste der drei Optionen und nur für Leute geeignet, die bereit sind, sich wirklich einzubringen und viel Zeit und Energie in ihre berufliche Bildung zu stecken. Trotzdem ist zur Zeit noch die Nachfrage nach dualen Studiengängen höher als die Zahl der Angebote – es gilt also, gut und schnell zu sein, wenn man einen solchen Platz ergattern möchte.